Eisleben-Dessau-Wittenberg
Der Tag Eins
Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau 1676 – 1747
Zitat: „Was ein rechter Kerl ist und ein couragiertes Frauenzimmer. Die machen sich früher oder später auf die Reise zu uns.“Couragiert sind die Landfrauen, und so machen sich 40 auf die Reise nach Dessau mit kleinen Umwegen und verschiedenen Stopps vor und nach Dessau.
Nach frühem Start gab es in Grafenrheinfeld den ersten Halt, die erste Kirche und das obligatorische Landfrauenfrühstück.
Freundlich wurden wir empfangen und mit viel Liebe das Kircheninnere, die Orgel und der Ort erklärt. Beschaulich und genau richtig für unser Picknick ist der große Vorplatz, wir könnten uns gut einen Urlaub bzw. eine Pilgertour von hier aus vorstellen. Doch weitergings, über die A 71 zur Lutherstadt Eisleben. Auffallend die hohen Pyramiden, 4 weithinsichtbare Halden des Kupferschieferbergbaus im Mansfelder Land. Nach einem Mittags-Snack im feinen Hotel Graf Mansfeld wurden wir abgeholt und in zwei Gruppen fundiert durch die schöne,alte Stadt geführt, welche den 2. Weltkrieg unbeschadet überstand. Hier wurde Martin Luther 1483 geboren und verstarb 1546,
Geburts- und Sterbehaus sind Gedenkstätten, ebenso die Taufkirche St.Petri-Pauli, die neben dem Taufstein einen Taufbrunnen besitzt, ein Becken mit fliesendemWasser.Hier hängen noch drei originale Glockenausder Lutherzeit.
Auf dem verbindenden Weg sind Lutherrose und die Schwingen des Stadtwappens in den Kanaldeckeln zu erkennen. Schwingen ? Keine Engelflügel oder Adlerschwingen, es ist die Zier, welche die Ritter auf ihren Helmen trugen. Von den Schulen möchte ich nur die alte Bergschule nennen, mit dem Knappenbrunnen und dem Glockenspiel, das um 12 Uhr „Glück auf, der Staiger kommt“ intoniert. Neugierig ? Gut auf Wikipedia zu lesen – noch besser, einen Ausflug ins Mansfelder Land !
Er lohnt sich! Nach kurzer Fahrt konnten wir im Hotel Fürst Leopold unsere Zimmer beziehen, uns in „Schale“ werfen, um nach dem 3gängingen Menue vom Büfett auf kurzen Weg zum Anhaltischen Theater Dessau zu gelangen. Hier war einer der Höhepunkte des Ausflugs : „Ich hätt`getanzt heut Nacht“, ein Potpourri beliebter Melodien, von Tschaokowski bis ABBA, mit Solisten, der Anhaltischen Philharmonie Dessau unter Leitung einer fulminanten griechischen Dirigentin – Elisa Gogou!
Trotz Zugaben war der Abend viel zu schnell vorbei, im Hotel gab es noch einen Absacker und dann warteten bequeme Betten auf 40 rechtschaffen müden Landfrauen.
Der zweite Tag
Bauhausbauten Dessau, besichtigt am 28.09.2024
Das ‚Bauhaus‘ wurde als Kunstschule von Walter Gropius, er war Mitte 30 und selbstständiger Architekt, im April 1919 – auf der grünen Wiese – gegründet. Für die Finanzierung von Baugrund, Campus und Meisterhäusern sorgte der Bürgermeister der Stadt Dessau, der liberale Rechtsanwalt Fritz Hesse. Um eine neue Generation von Künstlern auszubilden, sollten optimale Arbeitsbedingungen geschaffen werden.
Erste Station sind die Meisterhäuser, die zeitgleich mit dem Bauhausgebäude durch die Stadt Dessau an Walter Gropius beauftragt wurden. Das Einzelhaus und die drei Doppelhaushälften liegen in einem kleinen Kiefernwäldchen. 1926 konnten Gropius und die Bauhausmeister Moholy-Nagy und Feininger, Muche und Schlemmer, Kandinsky und Klee mit ihren Familien einziehen. Kubische Baukörper mit urbanen Terrassen und Balkonen bestimmen die Gestalt der Meisterhäuser. Im erweiterten Gartenbereich entdecken wir, unter den Bäumen verdeckt, einen Imkerstock aus Holz.
Ein paar Straßenecken weiter liegen die Bauhausbauten. Eine zweigeschossige Brücke verbindet den dreigeschossigen Werkstattflügel mit der Gewerblichen Berufsschule. Im zweiten Geschoss der Brücke war das private Architekturbüro von Gropius und sein Arbeitszimmer untergebracht. Die Treppenhäuser dienen als Ausstellungsraum. Der eingeschossige Zwischenbau, die Festebene mit Vestibühl, Mensa, Aula und Bühne, bildet den Übergang vom Werkstattflügel zu einem fünfgeschossigen Kubus, dem Atelierhaus. Im Gebäude waren 28 Wohnateliers mit Balkonen für Studierende untergebracht: Einzelbalkone prägen im Osten die Fassade, während es im Süden umgreifende Balkone um die Gebäudeecke sind. Außerdem gibt es eine begehbare Dachterrasse. Das Bauhaus als Hochschule für Gestaltung wurde unter dem Druck der Nationalsozialisten 1932 geschlossen. Seit 1996 zählen die beiden Bauhausstätten in Dessau zum UNESCO-Welterbe.
Mittags sind wir im direkt auf dem Elbdeich erbauten Kornhaus, das im 18. Jahrhundert als Kornspeicher genutzt wurde. Eine Treppe führt auf die „Elbterrasse“, über die man in den Restaurantbereich gelangt. Dann fuhren wir zu den Wörlitzer Anlagen nahe Dessau. Bei einer Gondelfahrt und herrlichem Sonnenschein erlebten wir die Harmonie von Kunst, Kultur und Natur. Bauwerke aus dem 17./18.Jahrhundert wie Schloss, italienisches Bauernhaus und ein Musikpavillon fügen sich in die natürliche Landschaft ein. Die Gartenreiche liegen zu großen Teilen im Biosphärenreservat Mittelelbe. Die Elbwiesen sind ca. 4 km entfernt. Entlang den Kanälen befinden sich Wiesenflächen und Nutzgartenbereiche: Bienen- und Wildwiese, Obstgarten, Froschteich, auch Biber und Waschbären tummeln sich. Beim Musikpavillon gibt es das Event „Musik auf der Wiese“, dann sind bis zu 20 Gondeln im Einsatz. Heute gibt es männliche wie weibliche Gondoliere. Bis in die 1960er Jahre haben nur Frauen gerudert.
Der dritte Tag
Da kam schon etwas Panik auf, als wir um 7 Uhr bei weitem nicht die einzigen am Frühstücksbüfett waren, aber siehe da, alle wurden satt und rechtzeitig fertig. Der Bus stand – wieder wie in all den Tagen – pünktlich vor dem Hotel und so machten wir uns auf Richtung Wittenberg.
Wetter ? Sehr schön ! Laune ? Bestens !
„Luther 1517 Yadegar Asisi 360° Panorama Wittenberg 360“. jede versorgte sich mit einem Multimedia-Guide und dann tauchten wir ein in die Welt Wittenbergs vor 500 Jahren, in die Zeit von Martin Luther, Friedrich dem Weisen und Lucas Cranach.
Diese Bilderflut, diese Licht-und Toninszenierungen, nur gut, dass die Gerüche noch nicht eingespielt werden können. Ich möchte nicht wissen, welche olfaktorischen Wahrnehmungen uns erwartet hätten !
Es ist nicht zu beschreiben, die vielen kleinen und größeren Bilder, Bauern, das Sezieren eines Menschenkopfes, der Einzug des Kurfürsten und der Abgang des Erzbischofs, öffentliche Verbrennung und lesen der Heiligen Schrift durch Frauen, Ablasshandel und Dirnen, Luthers Ehe und die Thesen zur Reformation. Und jedes Bild ist auch ein Symbol für den Wechsel der Zeit.
Den Kopf voll der überwältigenden Eindrücke, ging es in strahlender Sonne zum Lutherhaus, am Beginn der langen Fußgängerzone Wittenbergs, zurück ins wahre Leben.
Wie Perlen an einer Schnur reihen sich wichtige und schöne Häuser die Collegien – und Schlossstraße bis zur Schlosskirche. Das Melanchtonhaus und die Cranachhöfe, die Universität mit dem Leucoreagebäude. Tafeln verkünden von Persönlichkeiten, welche hier gewohnt und/oder gewirkt haben, Innenhöfe laden zur Einkehr oder zum Einkaufsbummel ein.
Ein Töpfermarkt belebte Kirch – und Marktplatz – wie in Luthers Zeiten ?
Hervorzuheben ist die Stadtkirche St.Marien, Mutterkirche der Reformation. Hier wurde 1521 der erste evangelische Gottesdienst abgehalten, hier ist aber auch ein um 1290 entstandenes Schandmal, die „Judensau“, geschichtlich zur Luthersau geworden.
Das Schandmal wird zum Mahmmal, eine große Zeder bringt grün und Hoffnung in die Stadt.
Sauberes Wasser bringen die Röhrwasserfahrten, bis heute sind zwei der ehemaligen fünf aus dem 16.Jahrhundert erhalten. Zapfstellen sind auf Höfen und in der Altstadt zu besichtigen.
Kurz vor Ende der Führung kamen wir an der Schlosskirche an. Die Türe, an der Luther die Thesen anschlug, wurde 1760 von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. durch eine in Bronze gegossene Tür ersetzt. Das 2017 eröffnete Predigerseminar konnten wir ebenso wenig besichtigen wie die Kirche und das Schloss, denn jetzt ging es flott die Fußgängerzone zurück. Eine Stunde Führung kann lang aber auch viel zu kurz sein. Müssten wir wieder kommen ?!
Der Bus brachte uns zur Wilkana Kekswelt, hier wurde eingekauft und im Garten wieder gepicknickt, Hefezopf, Baguette und diverse Getränke.
Dorle und Ruth bekamen ein wohlverdientes Dankeschön, war es doch wieder ein rundum harmonischer, gut geplanter Ausflug in die Mitte Deutschlands!
Ein Halt in Himmelkron zum kleinen Imbiss und schon ging es flott gen Heimat.
Fazit : Mitteldeutschland ist eine – weitere – Reise wert. Die drei Tage konnten nur ein Anriss sein, jedes Ziel hätte alleine mehrere Tage verdient und die umliegenden Städte wie Halle, Bernburg und Leipzig ebenso.
Bleibt mir nur, ein ganz großes Dankeschön zu sagen und wir freuen uns auf die nächste Ausfahrt !
Für die Landfrauen Ursula Tronich